Amiga Arena Interview
Hallo Achim, kannst Du bitte etwas über
Dich und Deinem Amiga Werdegang erzählen? Mit dem Programmieren habe ich schon früh unter dem C64 angefangen. Auf Deiner Homepage wurde im September die
Bekanntgabe eines neuen Schachprogramms mit dem Namen "AmiChess" für
den Amiga bekanntgegeben, nun wie ist der aktuelle Status des Programmes,
nachdem es ja auf der Party der Amiga Freunde Pfalz Anfang Oktober
präsentiert werden sollte? Das Besondere an AmiChess sind die auswechselbaren Spiefiguren (Skins). Die Spielstärke ist vergleichbar mit UChess. Mit "Digital Almanac" hast Du schon ein sehr
spezielles Programm entwickelt, was hat Dich auf die Idee gebracht, ein
Schachprogramm für den Amiga zu entwickeln? Wobei ein Schachspiel auch
nur eine gewisse Userbasis ansprechen dürfte oder? Ich habe lediglich eine Schach-Engine gesucht, die man gut auf den Amiga portieren kann und die auch außerhalb einer Unix-Umgebung lauffähig ist, damit man eine Oberfläche um die Engine herum programmieren kann. Da ist mir GNUChess in die Hände gefallen. Es war das einzige Programm, das sich innerhalb kurzer Zeit mit portieren liess. Kannst Du uns noch einige weitere Informationen
zu "AmiChess" verraten? Besondere an AmiChess sind die auswechselbaren Figuren (Skins). Leider ist AmiChess (wegen der GNU-Engine) nicht in der Lage "im vorraus zu denken", so wie es UChess kann. Auch kann das Spielbrett (noch) nicht frei konfiguriert werden und es ist momentan nur in Englisch gehalten. Dafür ist es spielstark und besitzt ein nettes Design. Neben AmiChess habe ich noch eine weitere Schach-Engine portiert: Crafty 18.15 Crafty ist die stärkste Freeware-Engine, die es im moment gibt. Leider ist der Sourcecode derart GNU-lastig, dass er ausschliesslich im Text-Modus in einer Shell unter Unix-Emulation lauffähig ist. Dafür ist Crafty um ca. 200 Punkte spielstärker, als GNUChess. Mit "Digital Almanac III" gehörst Du noch
zu den letzten verbliebenden Entwicklern die solch ein hochwertiges und
konkurenzlosen Produkt pflegen und stetig weiterentwickeln. Version 4.9 ist
zur Zeit in Entwicklung, kannst Du uns schon ein wenig vom derzeitigen
Entwicklungsstand erzählen? Aus beruflichen Gründen habe ich nur noch wenig Zeit, mich darum zu kümmern. Daher ist mit einer Veröffentlichung erst Mitte Dezember oder noch später zu rechnen. Mit "Digital Almanac III" gibt es auf dem Amiga
nicht nur das einzige Astronomieprogramm das weiterentwickelt wird sondern
auch das wohl umfangreichste seiner Art. Wie schaffst Du es alleine solch
ein umfangreiches Programm stetig mit Daten zu aktualiseren? Das Internet ist eine riesige Sammlung an Daten und Algorithmen. Man muss nur etwas suchen. Wenn ich eine Datenbank finde, die sich auch entsprechend an den Amiga anpassen lässt, so baue ich sie ein. Sie muss nur in das Programm-Konzept passen und sollte von der Rechenleistung des Amigas zu bewältigen sein. Oft lassen sich solche Datenbanken vom Benutzer aus selbst aktualisieren. Das Programm lädt die entsprechenden Daten direkt aus dem Internet und passt sie an den Amiga an. Damit stehen dem Benutzer immer die aktuellsten Daten zur Verfügung. Welche Features würdest Du besonders
hervorheben die "Digital Almanac III" bietet? Wie lange hat die Entwicklung bisher gedauert?
Bereits 1984 hatte ich auf dem C128 ein virt. Planetarium geschrieben. Damals noch mit gerade mal 200 Sternen. So schleppte sich das Ganze bis 1996 als rein privates Programm herum. Erst durch den Internetzugang an meiner damaligen Uni konnte ich das Programm mittels grosser Datenbänke verbessern. 1997 dann habe ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt, und das Programm zuerst als Shareware und dann als kommerzielle Software angeboten. Welche Software verwendest Du zum Entwickeln?
Was verbindet Dich mit der Astronomie?
Dabei gibt es im Moment keinen anderen Ort im Universum, wo wir leben, geschweige denn überleben können. Ein Keyfile für "Digital Almanac II" der
Vorgänger Version ist seit kurzem erhältlich, was hat Dich dazu
bewegt das Programm, nachdem es ja kommerziell von der "Schatztruhe GmbH"
vertrieben wurde frei zu geben? Schon nach einem halben Jahr als kommerzielles Programm war der Markt gesättigt. Seit Anfang 2000 sind keine weiteren Kopien von DA II mehr verkauft worden. Ausserdem möchte ich mir DA III mir keine Konkurrenz im eigenen Hause schaffen. Und bei Schatztruhe und anderen Vertrieben ist DA II ebenfalls schon seit längerer Zeit aus dem Angebot verschwunden. So ist mittlerweile ja auch StormC 3 - um ein Beispiel zu nennen, auf diversen CDs frei erhältlich. "Digital Almanac III" wird nicht mehr
kommerziell vertrieben, hast Du keine guten Erfahrungen mit kommerziellen
Vertrieben gemacht oder ist die Userbasis einfach zu klein dafür?
Es ist üblich, dass der Autor eines Programmes nur etwa ein Sechstel(!) des Verkaufspreises bekommt, wenn er ein Programm über einen Vertrieb verkaufen lässt. So war das auch bei mir mit DA II und der Schatztruhe. Insgesamt wurden etwa 300 Exemplare über die Schatztruhe verkauft. Es kann sich jeder leicht ausrechnen, was da bei mir hängenblieb. Als ich dann DA III im Sommer 2000 herausbrachte, war mir klar, dass DA III aufgrund der sich verschlechternden Lage des Amigas nicht in den Stückzahlen zu verkaufen sein wird, wie DA II, obwohl DA III gebenüber seinem Vorgänger erheblich an Stärken zugelegt hat. Deshalb beschloss ich, DA III nur noch selbst zu verkaufen und dafür anstatt 16% des Verkaufspreises eben 100% zu behalten. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich habe mich mit Stefan Ossowski blended verstanden! Dass ich DA III nicht mehr über die Schatztruhe vertrieben habe, lag allein an der kleinen Userbasis. Bist Du mit der jetzigen Userbasis von "Digital
Almanac III" zufrieden? Aber ich bitte zu beachten, dass es sich hier um ein sehr spezielles Programm handelt! DA III ist nun mal kein Spiel oder Utility. Es ist eben für ein sehr spezielles Klientel geschrieben. Mittlerweile bin ich bei ca. 120 Stück angelangt. Das mag zwar wenig klingen, aber ich bin damit vollauf zufrieden. Ich selbst habe mit höchstens 100 Exemplaren gerechnet. Sicherlich könntest Du auf anderen
Systemen mehr Einheiten verkaufen, was verbindet Dich heute noch mit dem
Amiga, dass Du die Entwicklung trotz vieler Tiefs und sinkender Userschaft
beibehalten hast? Wenn DA III nicht mein Hobby wäre, sondern es wäre ein Projekt in grossem Stil gewesen, dann wäre es bereits kurze Zeit nach dem Erscheinen 1997 eingestellt worden. Da ich mir damit aber nicht meinen Lebensunterhalt verdienen muss, kann ich es als Hobby, was mir grossen Spass macht, weiter pflegen und verbessern. Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß,
dass AmigaOS 4.x Ende des Jahres erhältlich sein soll, wie sieht es um
die Entwicklung von "Digital Almanac IV" aus, die Du ja eingestellt hast?
Wir alle wissen doch, was wir von Ankündigungen im Bereich des Amiga halten können. Nämlich nichts! AOS 4.0 sollte ja bereits im Mai erscheinen. Der Termin wurde immer wieder weiter nach vorne verlegt. Ich werde mich mit DA IV erst dann beschäftigen, wenn ich AOS 4 in der Hand halten kann. Vorher werde ich mir darüber keine Gedanken verschwenden. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn AOS 4 dann doch nicht erhältlich sein wird, weil alle Beteiligten vom Projekt aus Kostengründen abspringen. Phase 5 ist dafür ein gutes Beispiel. Die Firma war ja schon längst pleite gewesen, als sie eine G3/G4-Karte für den Amiga ankündigten. Das war ein Schachzug gewesen, um die Kundschaft noch bei der Stange zu halten. Ich glaube zwar nicht, dass Hyperion pleite ist, aber die Entwicklung von AOS 4 ist in meinen Augen ein Himmelfahrtskommando, weil nicht abzusehen ist, ob es ein Flop wird oder nicht. Tatsache ist, dass AOS 4 um mind. 4 Jahre zu spät kommt. Wieviele Amiganer gibt es denn noch, der sich das neue OS kaufen möchten? Für welches Betriebssystem entwickelst Du
in Zukunft? Da ich die Programmiererei ja nur als Hobby betreibe, muss ich mir also um die Zukunft keine Gedanken machen. Das Amiga-OS ist einfach zu verstehen und es bietet mir als Programmierer alles, was ich benötige. Außerdem ist Geschwindigkeit seit dem Erscheinen von Amithlon (aber auch WinUAE und AmigaXL!) kein Thema mehr. Daher gibt es für mich keinen Grund auf Windows oder Linux umzusteigen. Was sind die Gründe um dieses OS zu
unterstüzen? Das Paradigma des AmigaOS ist etwas einzigartiges. Ich habe schon kleine Programme unter Windows geschrieben. Aber der Aufwand dafür ist immens und steht in keinem Verhälnis zum Endergebnis. Beim Amiga ist das anders. Ein paar Befehle und man hat sofort ein Fenster mit Schaltern (dank MUI). Tatsache ist, dass ohne MUI Digital Almanac wohl nie seinen Weg in die weite Welt gefunden hätte. An dieser Stelle Dank an Stefan Stuntz, der in meinen Augen das Beste Tool für den Amiga aller Zeiten geschrieben hat, zumindest aus der Sicht eines Programmierers. Welche Möglichkeiten vermisst Du am
AmigaOS für die Entwicklung? Es gibt keine Möglichkeit, ohne das Rad noch mal erfinden zu müssen, AVIs oder MPEGs zu erzeugen. Das IFF-ANIM-Format stammt noch aus den Urzeiten des Amigas und ist heute nicht mehr zu verwenden. Da sieht das bei Windows (auch wenn ich Windows sonst nicht mag) leider viel besser aus. Hier sind solche Dinge bereits im OS integriert und jeder Programmierer kann hier mit wenigen Befehlen Animationen erzeugen. Welche Möglichkeiten wünschst Du Dir
für die Entwicklung am Amiga? Zum anderen wünsche ich mir, dass das OS eben solche Multimedia-Schnittstellen bietet. Wünschenswert für mich wäre ein Datatypes-System, welches Quicktime, AVIs, MPEGs und DivX unter Multiview abspielen kann und auch in der Lage ist, solche Animationen zu erzeugen! Welche Hard-/Software hast Du vor zu kaufen?
Glaubst Du an ein Comeback von Amiga?
Für mich steht der Name "Amiga" weniger für eine bestimmte Hardware sondern vielmehr für ein Paradigma, eine Einstellung, die geprägt ist von Offenheit und Einfachheit. Ein Comeback wie in den 80ern kann es nicht mehr geben. Man hätte bereits 1995 auf den PowerPC (wie bei Macintosh) umsteigen müssen. Aber - wie immer - hinkt man beim Amiga um Jahre hinterher. Die Chance auf ein echtes Comeback müsste eine radikale Zensur bedeuten. Selbst AmigaOne und Pegasos können den Amiga nicht mehr retten. Deine letzten Worte an die Leser?
Ich selbst vergleiche den Amiga mit einem Opel Manta. Zuerst war es hip und cool und jeder war ein Einzelkämpfer. Jetzt gibt es nur noch wenige, die übrig sind und aus der Not organisiert man sich in Klubs um seinen "Oldtimer" zu pflegen. Und ehrlich... wir alle fahren doch schon längst einen Golf (oder PC!) im Alltag. Genau so sollten wir Amiganer unseren Status sehen. Wir hegen und pflegen einen Oldtimer. Es sollte uns Spaß machen, diesen Oldtimer zu fahren und nicht uns über Dinge Geanken machen, auf die wir ohnehin keinen Einfluss haben. Denn der VW Käfer wird ja auch schon lange nicht mehr gebaut! In diesem Sinne: Warten wir auf die Dinge, die da kommen sollen. Und... nehmt das alles was mit dem Amiga zu tun hat, nicht mehr so ernst. Es gibt wichtigeres im Leben! -- © Amiga Arena 10/2002 -- |